Motivation vs Disziplin

Braucht es Motivation oder Disziplin, um die eigenen Ziele zu erreichen? Und was verstehen wir eigentlich darunter?

Geht es darum, sich selbst maximal zu optimieren und zur perfekten Version seiner selbst zu werden – oder steckt hinter diesen Begriffen etwas anderes? 

Vor einigen Tagen habe ich bereits den Blog "Muss ich mein Potential ausschöpfen" geschrieben. 

Nun bin ich durch Instagram-Storys erneut ins Grübeln gekommen. Eine Influencerin fragte ihre Follower nach Sportmotivation-Tipps. Einige gaben "Disziplin" als Antwort. Da ich schon mal von jemandem den Spruch gehört habe: "nicht Motivation bringt dich ans Ziel sondern Disziplin" kam ich wieder ins Grübeln. Denn in mir sagt etwas: so einfach wie sich das sagt, ist es nicht. Es ist genau wie diese Typen in diesen Videos die dir erzählen: 

  • „Nur mit Disziplin erreichst du deine beste Version deiner selbst.“
  • "Mach das Beste aus dir."
  • "Entdecke dein Potential..."

Bei solchen Sätzen muss ich die Augen verdrehen. Ja, in der Basis stimmt es, aber so absolut formuliert, finde ich es irgendwie demotivierend. Es fühlt sich für mich nicht richtig an. Aber warum nicht? Um das rauszufinden, habe ich das Thema für mich nochmals aufgegriffen.

Motivation - der Funke, der uns starten lässt

Motivation brauchen wir, um loszulegen. Sie ist wie der erste Schub Energie, der uns antreibt, ein Ziel ins Auge zu fassen. Aber: Motivation schwankt. Sie ist mal stark, mal schwach, und oft nicht von Dauer.

Disziplin - die Brücke zum Ziel

Disziplin hingegen hilft uns, dranzubleiben, auch wenn wir gerade keine Lust haben. Sie ist keine angeborene Superkraft, sondern eine Fähigkeit, die man trainieren kann. Und das Beste: Wenn man etwas regelmässig tut, wird es irgendwann zur Routine – und fühlt sich nicht mehr danach an, dass es Disziplin braucht.

Persönliche Erfahrung

Neulich meinte jemand zu mir, ich hätte eine unglaubliche Disziplin beim Sport und beim Essen. Interessanterweise empfinde ich das selbst gar nicht3. Ja, ich gehe regelmässig joggen aber das fühlt sich für mich nicht nach Disziplin an. Ich gehe einfach gerne joggen. 

 

Beim Reflektieren erkannte ich Beispiele, bei welchem ich das Zusammenspiel von Motivation und Disziplin aber klar erkennen konnte:

  • Bei der diesjährigen Bike-to-Work-Challenge.
    Als Firma machten wir mit, und im Team war das Ziel, während zwei Monaten an mind. 50 % der Arbeitstage mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren. Natürlich gab es Tage, an denen ich keine Lust hatte. Aber genau da kam Disziplin ins Spiel: Ich bin trotzdem gefahren – für das Team-Ergebnis. Nach zwei Monaten war es so sehr Routine geworden, dass es plötzlich leicht war. Den Rest des Sommers bin ich weiterhin mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren.
  • Und auch beim Spanischlernen - Lohnt es sich, für 3 Wochen Argentinien ein Jahr lang Spanisch zu lernen? - erkenne ich das Zusammenspiel von Motivation und Disziplin: Ich lerne seit bald 300 Tagen täglich mit einer Sprach-App. Dort gibt es einen „Streak“, den ich nicht abbrechen lassen möchte – und genau das treibt mich an, jeden Tag mindestens eine Lektion zu machen. Es fühlt sich nicht nach Disziplin an, sondern ist längst eine Gewohnheit geworden, um mein Ziel zu erreichen.

Was ich für mich erkannt habe

Ja – die Leute haben recht, wenn sie sagen: Nicht Motivation bringt dich ans Ziel, sondern Disziplin.
Aber (!) es braucht zuerst eine Motivation. Einen Grund, ein Ziel welches wir erreichen möchten. 

Ziele von innen und nicht von aussen

Oft fühlen wir uns von aussen unter Druck gesetzt – durch Social Media, durch Kollegen oder durch gut gemeinte Ratschläge - sie meinen es nur gut mit uns, sehen unser Potential. Doch all diese Ziele sind eigentlich nicht unsere eigenen. Und genau darin liegt ein grosser Knackpunkt:
Disziplin funktioniert nur dann langfristig, wenn wir etwas tun, das für uns Sinn ergibt, unser Ziel zu erreichen. 

Ein Ziel, das du selbst gewählt hast, fühlt sich viel leichter an, als eines, das du dir nur auferlegst, weil du glaubst, es müsse so sein. Deshalb lohnt es sich, sich ehrlich zu fragen:

  • Warum will ich dieses Ziel erreichen?

  • Ist es wirklich mein Ziel – oder will ich nur jemand anderem gefallen oder entsprechen?

  • Was verändert sich in meinem Leben, wenn ich es geschafft habe?

Erst wenn die Antwort von innen kommt, wird Motivation entstehen – und Disziplin hat eine Chance, sich zu entwickeln. Sonst wird selbst das kleinste Ziel ein Kampf, um es zu erreichen.

Die Definition eines Ziels - was ein gutes Ziel ausmacht

Ein gutes Ziel ist konkret, realistisch und messbar.
Ein Beispiel für ein aus meiner Sicht zu gross und vage formuliertes Ziel wäre: „Ich will gesünder essen.“ An sich ist das natürlich ein sinnvolles Vorhaben – aber zu unkonkret, um es wirklich umzusetzen. Ein erreichbares und motivierenderes Ziel wäre zum Beispiel: „Ich esse 30 Tage lang mindestens einmal täglich Salat – egal ob als Beilage oder Hauptspeise.“

 

Solche klar definierten Ziele geben uns Orientierung und machen Fortschritte sichtbar. Der Erfolg motiviert uns weiter, bis es zur Routine wird und sich ganz natürlich in unseren Alltag einfügt. Die Disziplin brauchen wir dann nur noch an unseren schlechten Tagen.

 

Meine Tipps zusammengefasst: 

  • Setze dir ein konkretes Ziel - am besten nur eins auf einmal 

  • Zerlege es in kleine, machbare Schritte.

  • Lass diese Schritte zu Routinen werden

  • Irgendwann fühlt es sich nicht mehr nach Disziplin an

So habe ich zum Beispiel die Gewohnheit entwickelt, im Büro keine Schokolade mehr zu essen. Für Aussenstehende wirkt das vielleicht diszipliniert – für mich ist es mittlerweile einfach eine neue Routine. 
Siehe dazu auch mein Blog: Snacking: warum wir naschen und wie es gesünder geht

Fazit

Motivation bringt uns ins Handeln, Disziplin hält uns auf Kurs – und Routinen machen den Weg leichter. Wichtig ist nicht, zu denken, du musst perfekt sein, sondern Dinge so in den Alltag einzubauen, dass sie sich langfristig natürlich anfühlen.

 

Am Ende geht es nicht darum, den inneren Schweinehund komplett auszuschalten, sondern ihn an die Leine zu nehmen – und ihn Schritt für Schritt zu einem zahmen Begleiter zu machen.

 

Die Ziele definierst DU! Wenn du mit deinem Beruf oder deinem Alltag zufrieden bist, musst du niemandem etwas beweisen. Aber wenn du ein Ziel hast, dann stecke dir Zwischenziele, die dir helfen, daraus eine Routine zu machen – ohne dass es ein ständiger Kampf wird.

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