Alles für den nächsten Dopamin-Kick?

Ist dir bewusst, was du täglich – oft ganz unbemerkt – tust, nur um deinen nächsten Dopamin-Kick zu bekommen?
Diese Frage hat mich in den letzten Tagen beschäftigt. Nicht, weil ich all diese kleinen Glücksmomente verteufle – ganz im Gegenteil. Sondern weil ich mir ein Bewusstsein schaffen will. Für mein Verhalten. Für meine Bedürfnisse. Und vielleicht doch auch, um ein paar Dinge zu verändern.

Der kleine Kick zwischendurch

Es fängt bei alltäglichen Sachen an wie z.B. beim Einkaufen. Einkaufen kann wunderbar sein und Dopamin ausschütten - diesen Stoff, der uns ein gutes Gefühl gibt. Aber brauche ich wirklich alles, was ich kaufe? Oder greife ich manchmal nur zu, weil ich mir diesen kleinen Kick gönnen will?

Speziell beim Kaufen von Aktionen, empfinden wir Dopamin. Und heutzutage gilt bei vielen Angeboten : „Kauf drei und erhalte zusätzlich XY“ oder „ab 150.- gratis Versand“. Diese Rabatte zielen gezielt auf unser Belohnungssystem. Und ehe man sich versieht, hat man nicht nur ein Schnäppchen gemacht – sondern mehr gekauft, als man eigentlich wollte. Die Verlockung? Der schnelle Kick durch das Gefühl, etwas „gespart“ oder „gewonnen“ zu haben. was ebenfalls Dopamin auslöst. Ich muss ehrlich zugeben, ich bin sehr anfällig für genau diese Art von Dopamin-Kick.

Süssigkeiten, Social Media & Co – kleine Fluchten

Oder Süssigkeiten: 
Wie oft essen wir Schokolade, weil wir müde, gestresst oder unruhig sind – und nicht, weil wir wirklich hungrig sind? Das Stück Schokolade tröstet, beruhigt – und aktiviert: Dopamin

Auch Social Media gehört dazu: Ein Like, ein Kommentar, eine Nachricht – zack, Dopamin. Kurz, intensiv – aber oft leer, wenn der Bildschirm wieder schwarz wird. Und genau da liegt das Problem:
Wir gewöhnen uns an diese Reize. Und wie bei jeder Gewöhnung braucht es irgendwann mehr, um denselben Effekt zu erzielen. Die Folge: Dopamin-Resistenz – eine Art Abstumpfung. Und das kann langfristig unglücklich machen. 

Was ist Dopamin – und warum reizt es uns so sehr?

Dopamin ist ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff im Gehirn. Er ist verantwortlich für Motivation, Vorfreude, Belohnung und Neugier

Aber Dopamin ist nicht das „Glückshormon“. Es bringt uns in Bewegung – aber das tiefere, anhaltende Glück entsteht durch andere Botenstoffe.

Die vier "Glücksstoffe" im Gehirn

  • Dopamin
  • Serotonin
  • Endorphine
  • Oxytocin

Diese vier Botenstoffe, lösen unterschiedliche Arten von Wohlbefinden und Zufriedenheit aus. Sie wirken unterschiedlich, ergänzen sich aber ideal. Wer versteht, welcher Stoff was bewirkt, kann gezielter darauf achten, was einem wirklich guttut.

Dopamin - Motivations- und Belohnungshormon

Dopamin wird immer dann ausgeschüttet, wenn wir etwas Neues entdecken, ein Ziel erreichen oder Vorfreude empfinden. Es ist der klassische „Belohnungsstoff“, der uns antreibt. 

  • Ziele erreichen – z. B. eine To-do-Liste abhaken 

  • Neue Dinge lernen – z. B. ein neues Rezept oder eine Sprache 
  • Etwas Leckeres essen – besonders süsse oder fettige Speisen

  • Lob oder Anerkennung bekommen – z. B. im Job oder im sozialen Umfeld

  • Einkaufen (vor allem bei kleinen Belohnungen) – ein neues Buch oder Kleidung

  • Soziale Medien nutzen – z. B. Likes oder Nachrichten erhalten 

Serotonin – das Hormon für innere Balance und Dankbarkeit

Serotonin wirkt eher langsam und leise – es sorgt für Zufriedenheit, Gelassenheit und inneres Gleichgewicht. Es wird nicht durch schnellen Konsum, sondern durch Reflexion, Natur, Dankbarkeit und bewusste Pausen aktiviert.

  • Sonnenlicht geniessen – z. B. ein Spaziergang im Freien

  • Dankbarkeit empfinden oder ausdrücken – z. B. ein Dankbarkeits-Tagebuch führen

  • Meditation oder achtsames Atmen – beruhigt den Geist und hebt die Stimmung

  • Gesunde Ernährung – z. B. Lebensmittel mit Tryptophan (Hafer, Nüsse, Bananen)
  • Natur erleben – Waldspaziergänge oder am Wasser sein
  • Sich gebraucht fühlen – z. B. jemandem helfen oder Verantwortung übernehmen

All dies erlebe ich besonders oft beim Campen, lies gerne auch: Warum der wahre Luxus nicht im Vanlife, sondern im Tempo liegt

Endorphine – natürliche Stimmungsaufheller

Endorphine sind körpereigene „Wohlfühlstoffe“. Sie wirken schmerzlindernd und euphorisierend. Oft spürst du sie nach Bewegung, beim Lachen oder in Momenten purer Freude.

Beispiele aus meinem Alltag: 

  • Lachen – z. B. beim Schauen einer Komödie oder mit Freunden scherzen

  • Sport treiben – vor allem intensives Training oder Ausdauertraining

  • Scharfes Essen – z. B. Chili aktiviert Schmerzrezeptoren und löst Endorphine aus

  • Musik hören oder selbst machen – vor allem rhythmische oder emotionale Musik
  • Saunagänge oder Wechselduschen – durch Temperaturreize

Oxytocin – der Stoff der Nähe und Verbindung

Oxytocin ist der Bindungshormon – es wird vor allem durch soziale Nähe, Vertrauen und echte menschliche Interaktion ausgeschüttet. Es stärkt Beziehungen, fördert Empathie und lässt uns „angekommen“ fühlen.

Beispiele aus meinem Alltag: 

 

  • Tiere streicheln – besonders Hunde und Katzen

  • Vertrauensvolle Gespräche führen – tiefe, emotionale Bindung stärkt die Oxytocin-Ausschüttung

  • Gemeinsam essen – z. B. mit Familie oder Freunden
  • Etwas verschenken oder jemandem helfen – fördert soziale Verbindung und Vertrauen

Viele Aktivitäten - besonders jene die körperlich, geistig und sozial anregen - aktivieren mehrere der vier Botenstoffe gleichzeitig. 

Glück ohne Dopamin? Nur teilweise möglich

Ohne Dopamin wäre unser Leben eintönig und kraftlos. Menschen mit stark vermindertem Dopaminspiegel, wie es etwa bei Depressionen vorkommt, beschreiben oft eine innere Leere. Dopamin sorgt dafür, dass wir aktiv werden, neugierig bleiben und Ziele verfolgen. Doch wenn wir ständig nur nach dem nächsten kleinen Kick jagen, verliert dieser Reiz seine Wirkung. Wahres Glück reicht über Dopamin hinaus – es entsteht häufig in Momenten der Ruhe und Tiefe, wenn wir nicht zwanghaft hinter Belohnungen herlaufen.

Fazit: Nicht weniger Glück – sondern bewusster

Dopamin spielt eine zentrale Rolle für unser Wohlbefinden, aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, woher unsere Belohnungen wirklich kommen. Hilfreich ist es, sich selbst Fragen zu stellen wie:

  • Warum tue ich das gerade – ist es Bedürfnis oder Impuls?
  • Was macht mich wirklich zufrieden – auch ohne Reiz?
  • Worauf freue ich mich, das mehr Tiefe als Tempo hat?

Wenn wir lernen, auch die leiseren Quellen des Glücks wahrzunehmen – Dankbarkeit, Verbindung, Kreativität – dann brauchen wir nicht ständig den nächsten Kick. Wahres Glück zeigt sich oft genau dann, wenn wir die Jagd danach loslassen.

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