Scanner-Persönlichkeit - die Antwort auf viele Fragen

„Du willst überall gut sein, oder?“
Diese Bemerkung einer Bekannten kürzlich hat mich getroffen. Nicht im Sinne von verletzt – aber sie hat etwas angestossen. Ich kam mal wieder ins Grübeln. Über mich, meine Interessen, meinen Ehrgeiz.

Themen, die ich vor wenigen Wochen schon in anderen Blogbeiträgen angesprochen habe – aber in einem anderen Zusammenhang. Hier geht es zu den älteren Blogs: 

Die Entdeckung: Ich bin ein Scanner

Beim Nachforschen über mich und wie ich ticke, stiess ich plötzlich auf den Begriff „Scanner-Persönlichkeit“. Dieser Ausdruck stammt von der Autorin Barbara Sher ("Du musst dich nicht entscheiden, wenn du 1.000 Träume hast").
Scanner sind Menschen, die sich für viele verschiedene Dinge begeistern, oft mit voller Energie einsteigen – aber sich schwer tun, langfristig bei einer Sache zu bleiben, sobald die Neugier gestillt ist.

Umso mehr ich darüber las, umso mehr ergab vieles seinen Sinn.

Was Scanner ausmacht

Hier einige typische Charakterzüge, die ich persönlich sehr wiedererkenne:

  • Begeisterung für Neues: Ich liebe es, mich kopfüber in neue Themen zu stürzen.

  • Tiefe, aber nicht auf Dauer: Wenn mich etwas begeistert, tauche ich tief ein – bis das Thema für mich "gefüllt" ist. Dann zieht es mich weiter.

  • Routine ist mein Feind: Sobald sich etwas wiederholt, verliert es für mich an Energie.

  • Kreativität ohne Ende: Ideen sind nie das Problem – eher, wie ich sie alle ordnen oder festhalten soll.

Barbara Sher bringt es wunderbar auf den Punkt:

 

„Scanner sind Menschen mit vielen Leben in einem.“

Die Antwort auf das Kapitel Dogdance

Nun verstehe ich endlich auch, weshalb ich eigentlich wirklich mit Dogdance aufgehört habe.

Ich habe Dogdance gemacht bis zu meinem Höhepunkt an der EOC in Mailand. Ich war erfolgreich, engagiert, konnte mich kreativ ausleben - und dann fertig. Von heute auf morgen. Lange hatte ich eine bis mehrere Antwort auf diese Frage aber es waren mehr Annahmen von mir, wieso es nicht mehr passte für mich. Die Motivation war einfach weg, das Feuer erloschen. Mit dem Verständnis wie eine Scanner-Persönlichkeit tickt, habe ich plötzlich verstanden: 

  • Das Halten dieses Niveaus hätte sich für mich ansträngend angefüllt. - Es hätte mehr Zeit, mehr Wiederholung, mehr Perfektion gebraucht – und weniger Entdeckerfreude.
  • Der Ehrgeiz, noch höher hinauszuwollen, war nie wirklich da. - Ich war stolz auf das, was ich erreicht hatte. Aber ich fühlte mich nicht getrieben, es zu toppen oder zu wiederholen.
  • Meine Neugier wollte weiterziehen. - Neue Felder, neue Impulse – mein inneres System wollte wieder etwas erschaffen, nicht erhalten.

Ich weiss, wer keine Scanner-Persönlichkeit hat, kann diese Worte vielleicht schwer nachvollziehen. Für mich fühlen sie sich leicht an und ich fühle mich verstanden. Eine Antwort auf die Frage, die mich länger beschäftigt hat.

Warum mir gewisse Hobbies nicht langweilig werden

Aber nicht alles lasse ich los. Es gibt Aktivitäten, die mich seit Jahren begleiten.

Ich gehe gern joggen – nicht, weil ich Trainingspläne liebe, sondern weil ich Freiheit, Bewegung und Abwechslung spüre. Kein Lauf ist wie der andere. Ich tauche ein, geniesse den Flow, ohne grosse Anstrengung. Los rennen. Abschalten. Aufgehen. Ganz da sein. Dieser Flow ist das Scanner-Glücksgefühl. Ein Gefühl, welches ich noch bei anderen Hobbies empfinde - wenn alles andere um mich herum still wird. Der Kopf ist klar, der Körper ruhig. Wie z.B. beim Kochen und Anrichten: auch das ein Scanner-Spielplatz. Ständig neue Rezepte, Aromen, Zutaten. Ein Spielplatz zum sich verlieren.

Dasselbe gilt fürs Marzipanmodelliere. Ich gebe es zu - mag ich nicht gerne eine Figur mehrmals modellieren. Auch hier mag ich es ständig Neues zu erschaffen - immer andere Figuren, neue Formen, neue Ideen. 

Diese Aktivitäten bleiben lebendig, weil sie mir Abwechslung innerhalb einer Struktur erlauben. Hier zeigt sich das Prinzip, wie Scanner Dauer erschaffen können: Nicht durch Festhalten, sondern durch Variabilität innerhalb einer Konstante.

Ich liebe das Reisen nicht, um möglichst viel zu sehen, sondern weil es mich erdet – als Auszeit von den tausend Ideen, die mich zu Hause oft antreiben. Passend dazu dieser frühere Blog-Beitrag: 

Neugier ist der Treibstoff

Scanner haben ein lebhaftes Dopamin-System – das macht sie besonders empfänglich für Inspiration, Herausforderung und das Gefühl, "etwas zu entdecken"
Dopamin – der Neurotransmitter für Neugier, Vorfreude, Belohnung – wird besonders dann ausgeschüttet, wenn etwas Neues, Spannendes oder Herausforderndes in Sicht ist. Mehr dazu: 

Genau deshalb lieben Scanner das Anfangen, das Eintauchen, das Entdecken. Und wenn Routine einsetzt, sinkt der Dopaminspiegel – und mit ihm die Motivation. Das ist kein Zeichen von Schwäche – sondern einfach biologisch erklärbar.

Sind Scanner nun ehrgeizig oder nicht?

Scanner sind nicht weniger ehrgeizig – sie sind anders ehrgeizig:

  • Nicht im Sinne von „Karriereleiter hoch“
  • Sondern im Sinne von: „Ich will wachsen, lernen, erleben, erschaffen.“

Mein Fazit

Ich will nicht überall gut sein.
Ich will mich entfalten.
Ich bin ein Mensch mit vielen Leidenschaften – und einem inneren Kompass, der nicht auf eine einzige Richtung zeigt.
Ich darf Dinge aus ganzem Herzen leben – und sie loslassen, wenn ihre Zeit vorbei ist.

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